Im Auftrag der Industriellenvereinigung Vorarlberg untersuchte das Industriewissenschaftliche Institut unter der Leitung von Geschäftsführer Dr. Schneider die Auswirkungen der Präsenz von sechs Vorarlberger Leitbetrieben für die Wirtschaft. Das Ergebnis: Vorarlberger Leitbetriebe nehmen umfassende Koordinations-, Leit- und Entscheidungsbefugnisse für sich und ihr unternehmerisches Umfeld wahr.
„Tausende KMU profitieren von den nachfragenden Impulsen aus diesen Unternehmen“, ist Dr. Herwig W. Schneider, Studienautor und Leiter des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI), von der Bedeutung von Leitbetrieben am Standort Vorarlberg überzeugt. „Jeder zusätzliche Beschäftigte in einem Vorarlberger Leitbetrieb schafft in der übrigen Volkswirtschaft zwei weitere Arbeitsplätze. Jeder zusätzliche Euro an direkter Wertschöpfung, mehr als 1,3 Euro an indirektem Wohlstand“, so Schneider zu den bedeutenden wirtschaftlichen Hebeleffekten, die ihren Ursprung am Industriestandort Vorarlberg haben.
„Im Rahmen der Studie „Leitbetriebe in Vorarlberg“ wurden sechs Hauptsitze internationaler Unternehmen in Vorarlberg wissenschaftlich untersucht. Von der Vorleistungsnachfrage der sechs untersuchten Vorarlberger Leitbetriebe profitieren rund 2.000 österreichische Unternehmenseinheiten. Aufgrund der Konzentration auf Kernkompetenzen oder Kostenoptimierung kaufen diese Betriebe immer öfter Dienstleistungen zu. Der Standort Vorarlberg profitiert dabei vor allem auch im Bereich Forschung und Entwicklung: Allein im Jahr 2006 investierten die untersuchten Betriebe mit rund 200 F&E-Beschäftigten 41 Millionen Euro in unternehmensinterne und -externe F&E. Das entspricht mehr als einem Viertel der gesamten F&E-Investitionen in Vorarlberg.
Die gesamtwirtschaftlichen Modellrechnungen haben ergeben, dass durch sechs Vorarlberger Leitbetriebe in Österreichs Wirtschaft eine Produktion im Ausmaß von bis zu 2,58 Mrd. Euro erwirtschaftet wird. Auf die Vorarlberger Wirtschaft entfallen dabei direkt und indirekt bis zu 1,33 Mrd. Euro.
Dazu beläuft sich das Ausmaß der gesamtwirtschaftlich generierten Wertschöpfung auf bis zu 1,15 Mrd. Euro. Auf Vorarlberg entfällt dabei rund eine halbe Mrd. Euro (0,51) – das entspricht 5,07% der Vorarlberger Bruttowertschöpfung!
Besonders stark profitiert die österreichische Volkswirtschaft auch in Bezug auf den heimischen Arbeitsmarkt: In Summe schaffen und sichern die sechs Vorarlberger Leitbetriebe bis zu 17.300 Arbeitsplätze. Direkt bei den Betrieben sind dabei 5.700 Personen beschäftigt – heruntergebrochen auf die Vorarlberger Wirtschaft beschäftigen die Unternehmen rund 6.400 Personen. Das sind 3,88% der Erwerbstätigen in Vorarlberg (2005).
„Als Seismographen für die Attraktivität von Wirtschaftsstandorten reagieren alle internationalen Leitbetriebe besonders empfindlich auf alle Entscheidungen und Maßnahmen, welche die Qualität des Wirtschaftsstandortes Österreich und Vorarlberg beeinflussen. Im positiven wie auch im negativen Sinn“, so Dr. Ludwig. Wichtig für Vorarlberg ist vor allem die Tatsache, dass es mehr solcher Leitbetriebe bzw. weiterer Investitionen bereits angesiedelter Unternehmen braucht, um langfristig Wachstum und Wohlstand in Vorarlberg zu halten.
Warnsignale beachten
Seit einiger Zeit werden allerdings die Warnsignale stärker, die auf eine Gefährdung dieser Drehscheibenfunktion Österreichs und Vorarlbergs hinweisen. Um Abwanderungen prominenter Headquarters zu verhindern, müssen dringend Maßnahmen getroffen werden, die Rahmenbedingungen zu verbessern und den Standort Vorarlberg für internationale Leitbetriebe wieder attraktiver zu gestalten.
Prioritär zu behandeln sind nach Meinung der Industriellenvereinigung daher folgende Maßnahmen:
– Fokussierung auf die Fachkräfte-/Nachwuchsproblematik (Bildung, Qualifizierung und Zuwanderung)
– Reduktion der Abgabenquote / Entlastung der Leistungsträger
– Industrieverträgliche Gestaltung der europäischen und nationalen Umweltpolitik
– Stärkung des Innovationssystems/Attraktivierung der Forschungsförderung
„Wir alle sind gefordert, uns gemeinsam dafür zu engagieren, bereits angesiedelte Leitbetriebe in Vorarlberg zu halten und sie zu weiteren Investitionen zu ermutigen. Den grundsätzlich erfreulichen politischen Aussagen zur Stärkung des Standortes müssen umgehend konkrete Maßnahmen folgen. Je mehr Leitbetriebe wir zusätzlich für Vorarlberg gewinnen können – desto besser für die Beschäftigung und den Wohlstand in diesem Land“, so Dr. Andreas Ludwig abschließend.