Der Wirtschaftspreis des Landes Steiermark ging am 14. September 2011, vor rund 400 Gästen im Haus für Theater und Kunst, dem Mumuth, über die Bühne.
123 innovative Unternehmen und Institutionen haben sich um diesen bedeutendsten Bundesländer-Innovationspreis beworben. Wer die 6 Preisträger waren, konnten die zahlreichen Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien live miterleben. Mehr noch: den Preisträger in der Kategorie „Public Forward Award“ konnte das Publikum durch ihren Beifall selbst bestimmen!
Mit dem Fast Forward Award holt das Wirtschaftsressort und die SFG jährlich die Unternehmen vor den Vorhang, die das Credo ‚Innovation ist Erfindung plus Umsetzung‘ leben. Sie haben ihre Erfindung marktfähig gemacht und werden von einer Expertenjury dafür ausgezeichnet – und das nun schon zum 15ten Mal.
Die Fast Forward Gewinner 2011:
Kategorie Institutionen der F&E:
Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH – HEALTH mit „ Medikamentenspiegel und Wirkung im lebenden Zielgewebe“
HEALTH – das Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaften des Joanneum Research weist Spitzenleistungen in der medizinischen und biotechnischen Forschung, sowie im Bereich der Versorgungsforschung auf. Bei pharmazeutischen F&E-Prozessen besteht aufgrund der hohen Kosten ein Verbesserungsbedarf von Tests insbesondere in der frühen Phase der Wirkstoffentwicklung. Die neue Technik ist eine minimal invasive katheterbasierte Technologie, die sowohl die kontinuierliche Gewinnung von Proben aus lebendem Gewebe als auch die direkte Einbringung von Wirkstoffen über den Katheter ins Zielgewebe erlaubt. Es existiert zurzeit keine andere Technik, die alle Moleküle in vivo, also vom lebenden Körper, sammeln kann, um die zu einer frühen Phase der Entwicklung eines Medikamentes dringend notwendige Informationen zur Optimierung der Zusammensetzung zu erhalten. Das Unternehmen hat sich in diesem Projekt auf “personalisierte Medizin” spezialisiert. Aufgrund der Unterschiedlichkeit von Personen ist ein „fixes“ Arzneimittel, mit seiner nicht änderbaren Zusammensetzung an Wirkstoffen nicht für alle Personen gleich gut geeignet. Immer wieder werden Arzneimittel deshalb über- oder unterdosiert. So wurde ein Verfahren entwickelt, das speziell auf die Eigenschaften des Patienten (Alter, Geschlecht, Körpergröße) abgestimmte Arzneistoffe auf essbare Spezialpapiere bedruckt, in eine Gelatinekapsel einbringt, die dann vom Patienten oral eingenommen werden kann. Neben einer Verbesserung der Medikation können dadurch Kosten- und Zeitaufwand für klinische Studien und in der Produktion stark reduziert werden.
Kategorie Kleinstunternehmen:
SunnyBag mit „ SunnyBag – die Solartasche aus Graz“
Das Startup-Unternehmen fertigt solarbetriebene Taschen und Rucksäcke. Bei den eingearbeiteten Solarpanelen setzt die Firma auf flexible, wasserdichte, kratz- und stoßfeste Solarpaneele, die zum einen alltagstauglich sind und zum anderen einen sehr hohen Wirkungsgrad aufweisen. Mit der entwickelten Umhängetasche von Sunnybag kann man bequem und einfach jedes Mobiltelefon, jeden MP3-Player, Navigationsgeräte, Kameras oder Tablet-PCs, unterwegs mit Sonnenenergie versorgen und aufladen. Einsatz finden speziell entwickelte Sunnybags auch in Krisengebieten und können sogar Defibrillatoren durch Sonnenenergie laden.
Kategorie Kleinunternehmen:
Insort GmbH mit „Sugarend Remover“
Das Unternehmen wurde zum Zwecke der Produktion und Vermarktung als Joint Venture der Infruits AG und der EVK DI Kerschhaggl GmbH gegründet. Der „Sugarend Remover“ ist eine Hightech-Sortieranlage für die Kartoffelindustrie, die erste großindustriell verfügbare Sortiermaschine, welche in der Lage ist, Kartoffel auf Basis ihrer chemischen Inhaltsstoffe zu klassifizieren und zu sortieren. Sugarends sind Defekte an der Rohkartoffel und für das menschliche Auge nicht sichtbar. Erst nach dem Endfrittieren der Pommes Frites bzw. Kartoffelchips tritt der Defekt in Form von ungewünschten Bräunungen auf. Da die Kartoffelindustrie z.B. die Pommes Frites nur vorfrittiert ausliefert, tritt der eigentliche Schaden erst beim Endkunden auf. Die Markteinführung ist nach erfolgreichen Prototypentests im Gange.
Kategorie Mittlere Unternehmen:
Jsw Life Sciences GmbH mit „ Neue Zellkulturen als Tierversuchsersatz in der Pharmaforschung“
Das Unternehmen beschäftigt sich hauptsächlich mit der Entwicklung von Arzneimitteln zur Behandlung von Alzheimer und Parkinson. Bevor ein Arzneimittel am Menschen getestet wird, müssen Wirkungen im Rahmen von Tierversuchen oder anhand von Zellkulturen nachgewiesen werden, wobei die Nutzung von Tierversuchen aufgrund von ethnischen und monetären Gründen sinkt. Das neu entwickelte Zellkulturenmodell weist eine große Vergleichbarkeit mit den tatsächlich vorhandenen Bedingungen im Gehirn des an Alzheimer oder Parkinson erkrankten Menschen auf und unterscheidet sich so von anderen Modellen. Mit dem Modell steigt die Wahrscheinlichkeit die richtigen Substanzen für eine Weiterentwicklung des Arzneimittels zu selektieren und die Entwicklungszeiten von Arzneimitteln zu verkürzen. Das Modell steht kurz vor der Markteinführung.
Kategorie Großunternehmen:
AT&S Austria Technologie & Systemtechnik AG mit „ ECP® – Embedded Component Packaging“
Das Unternehmen gehört zu den weltweit führenden Leiterplattenherstellern und spezialisiert sich auf die Miniaturisierung von Elektronik. Die neu entwickelte ECP-Technologie ermöglicht einen weiteren Schritt in Richtung Miniaturisierung und durch die Einbettung von Bauelementen in die Leiterplatte können mehr Funktionalitäten implementiert werden, was die Leistungsfähigkeit des gesamten Systems erhöht. Gleichzeitig werden bei der Produktion Ressourcen eingespart und die Umwelt entlastet. Leiterplatten auf Basis dieses
Gewinner des Public Forward Award:
MedUni Graz – Abteilung für allgemeine Pädiatrie mit „ notube – Beratung von Familien mit Kindern, die an Essstörungen leiden“
Auf Grund besser medizinischer Versorgung überleben immer mehr frühgeborene Kinder. Was aber oft bei diesen Kindern übrig bleibt sind Essstörungen und daher besteht ein großer Bedarf an Nachsorge, Beratung und Behandlung. Mit ihrer Spezialisierung in diesem Bereich hat die MedUniGraz eine Marktlücke aufgetan, Kunden aus Europa und Übersee möchten dieses Service in Anspruch nehmen. Durch eine Kombination von Live- und Telemedizin (virtuelle Beratung durch Kooperationsärzte in anderen Ländern vor Ort) konnte ein medizinisches Dienstleistungsangebot entwickelt werden, dass von Graz aus global verfügbar ist.
Im Vorfeld der Preisvergabe war das IWI auch dieses Jahr in die inhaltliche Konzeption sowie Evaluation der Einreichungen eingebunden. Das IWI gratuliert den Gewinnern 2011.