ARGE Automotive Zulieferindustrie: Industriestandort verliert an Boden

Utl: Branche fordert wachstumsorientierte Technologiepolitik zur Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit

Wien, 12. Dezember 2013. „Es ist eine Minute vor Zwölf. Wenn wir nicht bald das Ruder herum reißen und entschlossen in zukunftsorientierte Bereiche wie Bildung, Forschung und Innovation investieren, Bürokratie abbauen und die Flexibilität in der Produktion erhöhen, wird die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes weiter sinken“, appelliert Dietmar Schäfer, Vorsitzender der ARGE Automotive an die politischen Entscheidungsträger. Anlass für diese pessimistische Einschätzung sind die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Industriewissenschaftlichen Institutes (IWI) zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes in der Automotiven Zulieferindustrie, die am 12. Dezember präsentiert wurde. „Im Jahr 2010 lagen wir beim Automotiven Standortbarometer 2.148 Prozentpunkte hinter den Top-Performern, mittlerweile vergrößerte sich der Abstand auf 2.364 Punkte“, fasst Schäfer zusammen. Nach Meinung des ARGE Vorsitzenden ein deutliches Signal dafür, dass sich die heimische Politik in Zeiten, in denen mit größter Achtsamkeit auf komparative Parameter zu achten wäre, zu sehr um interne Themen wie Korruption, Dienstrechtsverhandlungen u.ä. kümmert. „Wir vermissen eine zukunfts- und wachstumsorientierte Technologiepolitik. Wollen wir in den nächsten 10 Jahren zu den Innovationsführern zählen, ist es für Österreich von großer Bedeutung, Themen wie Bildung, Forschung und Innovation sowie Flexibilisierung mit einer konsequenten Strategie zu begegnen. Andernfalls würde das für den Industriestandort weitreichende Konsequenzen aufgrund von Verlust von lokaler Wertschöpfung und der damit verbundenen Arbeitsplätze bedeuten“, so Schäfer.

 

17 von 30 Indikatoren für wettbewerbsfähigen Standort liegen unter Niveau von 2010

Die Studie des IWI basiert auf dem Global Competitiveness Index (GCI), der zur Messung der nationalen Wettbewerbsfähigkeit von 144 Ländern herangezogen wird. Bei der Auswahl der analysierten Standortfaktoren wurden speziell jene ausgewählt, die für die Automotive Zulieferindustrie von besonderer Relevanz sind. Nachteile ergeben sich für die Unternehmen vor allem aufgrund zu hoher Steuern (–175%) und eines zu komplizierten Steuersystems (–44%). Zu unflexible Lohn- und Gehaltsfestsetzungen (–58%), die gerade bei Nachfrageschwankungen von immanenter Wichtigkeit sind, und zu komplizierte Personaleinstellungs- und Entlassungspraktiken (–38%) wirken sich ebenfalls negativ aus. Die Unternehmen werden mit zu bürokratischen staatlichen Regulierungen konfrontiert
(–36%). Hinsichtlich des Standortfaktors Innovation liegt Österreich minus 11% vom Durchschnittswert der drei TOP-Länder entfernt. Bei der Innovationskapazität beträgt der Abstand minus 13%. Bei der Bewertung des höheren Bildungssystems schneidet der Standort um minus 20% schlechter ab als die TOP-3-Länder.

 

Industriepolitik muss „unternehmensoptimale“ Rahmenbedingungen sicherstellen

Vor dem Hintergrund des stärker werdenden internationalen Wettbewerbs, stetig wechselnder (Produktions)Bedingungen und eines weltweiten Konzentrationsprozesses in der Automotiven Zulieferindustrie besteht dringender Handlungsbedarf. Die Branche fordert unter anderem die Attraktivierung technisch-naturwissenschaftlicher Berufe, eine Förderung der technisch-naturwissenschaftlichen Neugier in der schulischen Ausbildung, angemessene Förderkriterien und einen geringeren bürokratischen Aufwand bei der Fördermittelvergabe, die steuerliche Absetzbarkeit von F&E-Investitionen sowie die gemeinsame sozialpartnerschaftliche Entwicklung von innovativen Arbeits(zeit)modellen.

 

Die Automotive Zulieferindustrie: Motor der österreichischen Volkswirtschaft

Die Automotive Zulieferindustrie gehört mit einem Produktionswert von bis zu 19,4 Mrd. Euro und einer Wertschöpfung von bis zu 5,5 Mrd. Euro im Jahr 2012 zu den größten In-dustriezweigen Österreichs.  Als ein TOP-Arbeitgeber des Landes sichert sie über 69.000 Beschäftigten ein überdurchschnittliches Einkommen. Die indirekte Bedeutung des Sektors für den Wirtschaftsstandort Österreich ist besonders hoch. So hängen bis zu 164.000 Arbeitsplätze in Österreichs Volkswirtschaft (3,9% der Beschäftigungsverhältnisse) von der Automotiven Zulieferindustrie ab. Der gesamtwirtschaftliche Produktionswert beträgt 32,5 Mrd. Euro, das ist ein Anteil von 6% an der Volkswirtschaft.

 

Über die ARGE Automotive

Die ARGE Automotive Zulieferindustrie ist die Interessenvertretung bzw. Dienstleistungs- und Serviceorganisation für die rund 800 in der WKO vertretenen Unternehmen aus dem automotiven Wertschöpfungsbereich und vereinigt somit alle wesentlichen Player dieses Sektors unter ihrem Dach. Trägerorganisationen sind die WKO, vertreten durch die Bundes­sparte Industrie, und die AWO/Außenwirtschaft Österreich sowie fünf Industrie-Fachver­bände, die Kraftfahrzeugzulieferbe­triebe zu ihren Mitgliedern zählen. Oberstes Ziel ist, eine verbesserte öffentliche Wahrnehmung der Autozulieferbetriebe zu schaffen, um die industriepolitischen Rahmenbedingungen zu optimieren. Durch die Integration in die WKO ist auch für eine optimale Koordination insbesondere mit dem Fachverband der Fahrzeug­industrie als Interessenvertretung der Herstellerseite bestens vorgesorgt.

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