Burgenland: Raus aus der Krise nur mit Leitbetrieben möglich

Die burgenländischen Leitbetriebe und die von ihnen abhängigen Dienstleiter und Zulieferer sind von der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise betroffen.

So könnten heuer rund um diese Unternehmen bis zu 400 Arbeitsplätze verloren gehen, besagt eine brandneue Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts. Gleichzeitig nehmen die Leitbetriebe die Herausforderung aus dem schwierigen Umfeld an. 43 Prozent dieser Unternehmen wollen u.a. ihre Forschungs- und Entwicklungsausgaben 2009 steigern. Für einen nachhaltigen Aufschwung aus der Krise sind die burgenländischen Leitbetriebe wesentliche Eckpfeiler, so IV-Vizepräsident Berghofer. Er fordert weitere Maßnahmen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, um gut und sicher durch diese herausfordernde Zeit zu kommen.

„Leitbetriebe mit den kleineren und mittleren Unternehmen in ihrem Sog bringen für eine Region Arbeit, Wohlstand und Sicherheit und sind daher wichtige Eckpfeiler. Das zeigte schon die LCU-Studie des Vorjahres, also vor der Krise“, erklärt Bernd Berghofer, Vizepräsident der IV Burgenland anlässlich der heutigen Pressekonferenz gemeinsam mit dem Studienautor und Geschäftsführer des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI), Herwig Schneider.

So waren die sechs, im Vorjahr befragten Unternehmen, für eine generierte Wertschöpfung von bis zu 246 Millionen Euro verantwortlich, davon entfielen 103 Millionen Euro auf das Burgenland. Diese Leitbetriebe schufen 2008 in Summe rund 5000 Arbeitsplätze in Österreich. Rund 1500 Beschäftigte arbeiteten direkt in den sechs Unternehmen im Burgenland.

„Heute, mitten in der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise, ist die Lage ernster, als wir erwartet haben, aber auch keinesfalls hoffnungslos“, weist Bernd Berghofer auf die aktuelle Studie über Leitbetriebe im Burgenland hin. „Die burgenländischen Leitbetriebe nehmen diese Herausforderung an, und arbeiten mit Ihren Mitarbeitern gemeinsam daran, die Krise zu meistern.“

So besagt die Prognose der sieben Leitbetriebe, dass – im Falle eines worst-case – von den insgesamt mehr als 4000 Arbeitsplätzen (davon 2000 im Burgenland), welche sie in ganz Österreich schaffen, rund 400 verloren gehen könnten. Dies könnte einen Wertschöpfungsverlust von bis zu 86 Millionen Euro nach sich ziehen, im Burgenland selbst bis zu 40 Millionen Euro (0,78 Prozent der burgenländischen Wertschöpfung).

Einiges sei schon auf Bundes- und Landesebene passiert, um aktiv dagegen zu steuern und das Schlimmste zu verhindern.

Masterplan für Leitbetriebe

In der längerfristigen Perspektive gelte es aber, weitere Aktivitäten zu setzen. Berghofer verwies hier auf den von der IV auf Bundesebene geforderten Masterplan für Leitbetriebe. Dieser umfasst unter anderem eine weitere Arbeitszeitflexibilisierung, eine umfassende Bildungsreform und qualifizierte Zuwanderung sowie konsequente Investitionen in Forschung und Innovation. Auch auf Landesebene sei die Politik in diesen Bereichen weiterhin gefordert.

So ist es im Burgenland, trotz relativ hoher Jugendarbeitslosigkeit, sehr schwierig, geeignete Lehrlinge zu finden. „Wir arbeiten daran eine, von der IV Burgenland initiierte innerbetriebliche Lehrwerkstätte umzusetzen. Haben aber – so unglaublich das auch klingen mag – Schwierigkeiten, acht geeignete Lehrlinge unter den Arbeitslosen zu finden“, so Berghofer. Der Kampf um die „besten Köpfe und Hände“ werde zusehends schärfer. Neben mehr Aktivitäten in die Bildung im Burgenland und Initiativen zur Höherqualifizierung von Arbeitskräften, sei aber auch eine weitere Öffnung für qualifizierte Zuwanderer wichtig.

Lehrlinge und F&E – Mitarbeiter weiter gefragt

71 Prozent der Befragten wollen sich nicht von F&E-Personal trennen und 86 Prozent halten ihren Lehrlingsstand gleich (Ö: 74%). 14 Prozent der burgenländischen Leitbetriebe wollen den F&E und Lehrlings – Personalstand sogar erhöhen.

Aus- und Weiterbildung

Bildungskarenz und geförderte Weiterbildungsmaßnahmen im Rahmen von Beschäftigungsverhältnissen stehen bei den burgenländischen Leitbetrieben mit je 47 Prozent ganz oben auf der Maßnahmenskala (Ö: 28 bzw. 38%). Dagegen spielen Auflösungen von Dienstverhältnissen und Ausgliederung von Teilbereichen keine wesentliche Rolle. „Den burgenländischen Leitbetrieben ist es wichtig, ihre qualifizierten Mitarbeiter auch in der Krise zu behalten“, so Berghofer. Auch wichtig ist es aber, weitere Maßnahmen zu setzen, die den Unternehmen und ihren Mitarbeitern die nötige Flexibilität geben, dies zu tun. So werden Arbeitsplätze kurz- und langfristig gesichert.

Mehr Geld und Mut für Forschung und Entwicklung im Burgenland

Die Studie zeigt, dass 43 Prozent von Burgenland`s Leitbetrieben ihre F&E -Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr steigern wollen (Österreichweit 14 Prozent), während die Investitionsausgaben von 57 Prozent der befragten Unternehmen zurückgefahren werden. Es wäre daher fatal, gerade hier öffentliche Mittel zu kürzen oder zu sehr im Gießkannenprinzip zu fördern. Auch der Verwaltungsaufwand, diese Mittel zu bekommen, gehöre drastisch reduziert, damit das Geld dort ankommt, wo es auch sinnvoll eingesetzt werden kann.

Krise dauert noch mindestens zwei Jahre

Studienautor Dr. Herwig Schneider vom IWI stellt weitere Details aus der Leitbetrieb – Studie vor. Keines der befragten Unternehmen denkt, dass die Krise nur bis Jahresende spürbar sein wird. Alle Befragten im Burgenland rechnen mit einem deutlichen Einbruch für die nächsten zwei Jahre, nicht aber über fünf Jahre. Der Großteil der Leitbetriebe im Burgenland wird die bereits eingeleitenden Maßnahmen fortführen. Hier haben vor allem die Reduktion der Fremdvergaben an Leistungen mit 57 Prozent, der Abbau von Überstunden und Urlaub, Ausgaben für Rohmaterial usw. mit 47 Prozent und eben die Bildungskarenz und die geförderten Weiterbildungsmaßnahmen große Bedeutung.

< Zurück