Förderungen: Maßnahmen zur Abfederung der Finanzmarktkrise

In der Krise boomen die Anträge auf Förderungen, sowohl im Bereich Forschung & Entwicklung als auch im Umweltbereich. Was auf den ersten Blick paradox erscheint, ist tatsächlich aus Unternehmenssicht nur logisch: Unternehmen haben freie personelle Kapazität für Forschungs- und Entwicklungstätigkeit und wollen das Konjunkturtal für die Umsetzung von energiesparenden und anderen umweltbezogenen Maßnahmen nützen. Allerdings ist es für Unternehmen in der derzeitigen Situation besonders schwierig, für diese Maßnahmen ausreichend finanzielle Mittel bereitzustellen.

Die Investitionen in Forschung & Entwicklung sind in Österreich seit Mitte der 1990er Jahre deutlich angestiegen. Die Industrie trägt fast die Hälfte der F&E-Aufwendungen in Österreich und schafft damit die Grundlage für das künftige Wachstum an Wertschöpfung und Einkommen in unserem Land. Dr. Manfred Engelmann, Geschäftsführer der Bundessparte Industrie der WKÖ: „Wer jetzt in F&E investiert kann die Chancen des künftigen Aufschwungs optimal nutzen, zusätzliche Forschungsförderung ist somit eine gut angelegte Investition in die Zukunft der österreichischen Wirtschaft.“ Um planbare Rahmenbedingungen für die Unternehmen zu schaffen, muss aber nicht nur kurzfristig ausreichend Geld für Förderungen zur Verfügung gestellt werden, sondern die Politik auch einen längerfristigen Budgetpfad verbindlich festlegen.

Dank umfangreicher Investitionen konnte die österreichische Industrie in den letzten Jahren bemerkenswerte Forschritte im Umweltbereich erzielen. So zählt Österreich beispielsweise hinsichtlich der CO2-Intensität EU-weit zu den umweltfreundlichsten Ländern in Europa. Aus umweltpolitischer Verantwortung, im eigenen Interesse – beispielsweise zur Verringerung der Energiekosten – und auch als Vorwegnahme künftiger gesetzlicher Regelungen sind zahlreiche Unternehmen daran interessiert, die derzeitige Wirtschaftslage für Maßnahmen im Umweltbereich zu nutzen. „Viele Unternehmen haben fertige Pläne in der Lade liegen, die sie mit entsprechender öffentlicher Unterstützung auch rasch umsetzen könnten – zum positiven Umwelteffekt kommt ein kräftiger Konjunkturimpuls “, betont Engelmann.

Das etablierte Instrument der „betrieblichen Umweltförderung im Inland“ (UFI) des Umweltministeriums umfasst ein breites Spektrum mit attraktiven Förderungssätzen. Die Abwicklung erfolgt seitens der Kommunalkredit Public Consulting (KPC). DI Bernhard Sagmeister, vorsitzender Geschäftsführer der KPC, beobachtet ein wachsendes Interesse der Unternehmen an der betrieblichen Umweltförderung: „Nach permanent deutlichen Antragszuwächsen war im Jahr 2008 mit einem neuerlichen Anstieg um 67 % gegenüber 2007 eine besonders hohe Nachfrage nach Förderungsmitteln der Umweltförderung im Inland zu verzeichnen.“ Allein 2008 konnten mit einem Zusagerahmen von 90,2 Millionen Euro 2.607 Projekte mit einem Investitionsvolumen von 404 Millionen Euro gefördert werden. Dadurch wurden rund 4.500 Arbeitsplätze geschaffen. „Weit umfangreicher sind natürlich die Bestrebungen des Umweltministeriums im Bereich der gesamten Umweltförderungen des Bundes. In der Wasserwirtschaft, der Umweltförderung im In- und Ausland sowie in der Altlastensanierung und -sicherung wurden im vergangenen Jahr insgesamt an die 5.500 Projekte genehmigt. Deren Umsetzung wirkt sich nicht nur auf die Umwelt positiv aus, sondern umfasst gleichzeitig einen bedeutenden Wertschöpfungseffekt hinsichtlich Beschäftigungsverhältnissen in einer Größenordnung von rund 15.000 Arbeitsplätzen“, so Sagmeister.

Im Rahmen der Umweltförderung im Inland wird für das laufende Jahr von einem ähnlichen Förderungsvolumen wie 2008 ausgegangen. Dies ist gegenwärtig noch Gegenstand von Verhandlungen. Durch die Reform der Richtlinien und Förderungsbestimmungen für die Vergabe von Förderungsmitteln, die noch im ersten Quartal 2009 in Kraft treten soll, wird die betriebliche Umweltförderung zusehends attraktiver. Die UFI verfügt damit über moderne Förderungsgrundlagen, die einerseits den angestrebten ökologischen Effekt und die höchstmögliche Förderungseffizienz sicherstellen und andererseits dem Förderungswerber ein attraktives und transparentes Förderungssystem anbieten. Sagmeister: „Die Umweltförderung ist ein Instrument, in dem sich umwelt- und klimapolitische sowie angesichts der Wirtschaftslage besonders aktuelle gesamtwirtschaftliche Zielsetzungen ideal verbinden.“

Die zuletzt stark gestiegene Zahl an Projektanträgen, die bei der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) eingegangen sind und dem Beirat der FFG-Basisprogramme zur Entscheidung vorgelegt wurden, bestätigen, dass Österreichs innovative Unternehmen der Krise aktiv und mit verstärkten Anstrengungen im Bereich Forschung und Entwicklung begegnen. „Anstatt die Krise durchzutauchen, verfolgt die Wirtschaft eine offensive, zukunftsgerichtete Strategie“, unterstreicht FFG-Geschäftsführer Dr. Klaus Pseiner. Mit 238 Projektanträgen (plus 14,4 Prozent) und einer beantragten Fördersumme von 98,4 Millionen Euro (plus 41 Prozent) in der ersten Beiratssitzung der Basisprogramme im Jahr 2009 zeigt sich Österreichs Wirtschaft gerade in der Wirtschafts- und Finanzkrise höchst aktiv in Sachen Forschung und Entwicklung.

2008 hat die FFG mehr als 2.000 Unternehmen gefördert und dabei rund 548 Millionen Euro an Förderzusagen vergeben. Die Förderung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten durch die FFG unterstützt die rasche Umsetzung neuer Ideen in Produkte und Dienstleistungen und führt damit zu einer nachhaltigen Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und der Sicherung von Arbeitsplätzen. Das zeigt die aktuelle Evaluierung des Bereichs Basisprogramme der FFG durch die KMU Forschung Austria. Demnach hat ein investierter Förder-Euro (Barwert) seither 26,1 Euro zusätzliche Umsätze bzw. Lizenzerlöse bewirkt (der so genannte Forschungsmultiplikator). Der Arbeitsmarkteffekt durch die Verwertung der geförderten Projekte beträgt rund 7.000 Arbeitsplätze, davon konnten rund 5.000 gesichert und rund 2.000 neu geschaffen werden. Pseiner: „Die deutliche Hebelwirkung der FFG-Förderungen, die Auslösung zusätzlicher Investitionen, ist gerade angesichts der derzeit schwierigen Situation ein besonderer Vorteil. Daher muss gerade jetzt antizyklisch in die anwendungsorientierte und wirtschaftsnahe Forschung investiert werden, um das Innovationsniveau der Wirtschaft zu halten“

Die Austria Wirtschaftsservice (aws) ist die zentrale Abwicklungsstelle für die unternehmensbezogene Wirtschaftsförderung in Österreich. In einem „normalen“ Jahr vergibt die aws rund eine Milliarde Euro an Fördermittel, das potenzielle Fördervolumen im laufenden Jahr beträgt mehr als drei Milliarden Euro. Das erp-Jahresprogramm wurde für 2009 und 2010 auf 600 Millionen Euro pro Jahr ausgeweitet. Dies entspricht einer Erhöhung von 200 Millionen Euro gegenüber einem durchschnittlichen Jahr. Der Haftungsrahmen wurde um rund 2,3 auf 5,225 Milliarden Euro erhöht, um diesen Rahmen auch ausnützen zu können, werden gegenwärtig – in Abstimmung mit dem Wirtschafts- und Finanzministerium – die Vergaberichtlinien adaptiert. Komplett neu geschaffen wird ein Mittelstandsfonds. „Ebenfalls neu ist die Möglichkeit der Direktvergabe von Krediten“, berichtet aws-Geschäftsführer Mag. Johann Moser: „Diese werden zu kommerziellen Bedingungen vergeben und stehen vor allem für den F&E-Bereich zur Verfügung. Unser Ziel ist es, im Jahr 2009 rund 200 Millionen Euro an Krediten zu vergeben.“

Die zusätzlichen Mittel sind notwendig, damit Unternehmen ausreichend auf die neuen Herausforderungen vorbereiten können. „Die Unternehmen, die dies schaffen, werden in der kommenden Aufschwungperiode zu den Gewinnern zählen“, ist Moser überzeugt. Aus heutiger Sicht geht der aws-Geschäftsführer davon aus, dass die vorhandenen Mittel ausreichend sind, um die hohe Nachfrage der Unternehmen nach Förderungen befriedigen zu können.

Vor dem Hintergrund der herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Finanzkrise ist eine stabile Kapitalstruktur die Grundlage für die Zukunftssicherung von Unternehmen. Investitionsförderungen in Form von nicht rückzahlbaren Zuschüssen, zinsgünstigen Krediten und Haftungen reduzieren die Finanzierungskosten von Unternehmen beziehungsweise minimieren das Risiko. Dr. Reinhard Hönig, Bereichsleiter Corporates der Investkredit Bank AG: „Die Herausforderung besteht darin, Investitionen – entsprechend der Förderrichtlinien – zu argumentierbaren Projekten zu bündeln, die passenden Förderaktionen auf Bundes- und Länderebene zu kombinieren und diese in die Finanzierung des Projektes zu integrieren.“

Um Unternehmen einen Überblick über verfügbare Förderungen zu erleichtern, hat die Investkredit mehr als 100 Förderprogramme für Unternehmen in einer einheitlichen One-Page-Systematik ausgewertet und auf ihrer Website (www.investkredit.at) als Förderdatenbank aktuell verfügbar gemacht. Ordnungslogik sind die EU-Schwerpunkte. Unternehmen ist zu empfehlen, möglich frühzeitig mit der Hausbank oder den Förderstellen in Kontakt zu treten, da Förderanträge immer vor Projektbeginn zu stellen sind. Ein wichtiger Hinweis des Investkredit-Experten an die Unternehmen: „Die Qualität der Aufbereitung des Förderantrags beschleunigt die Entscheidung deutlich.“

INDUSTRIEFORUM – PRESSEGESPRÄCH
„Förderungen: Maßnahmen zur Abfederung der Finanzmarktkrise“
Dienstag, 24. Februar 2009, 10:30 Uhr
Cafe Landtmann
Dr.-Karl-Lueger-Ring 4, 1010 Wien

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