Interessenvertretung für die Industrie wichtiger denn je

Österreichs Industrie hat 2009 das tiefste Konjunkturtal seit 1945 durchschritten. Nach Jahren des kräftigen Wachstums sind ab Herbst 2008 die Aufträge schlagartig zurückgegangen, in manchen Branchen um bis zu siebzig Prozent. Im Mittelpunkt des Industrieforums der vorliegenden Ausgabe von „industrie aktuell“ stehen drei Fragen: Mit welchen Maßnahmen unternehmensinterner Anpassung konnte dem Einbruch begegnet werden, welche strategische Schritten wurden gesetzt um die eigene Marktposition im kommenden Aufschwung zu stärken und wie wird die aktuelle Konjunkturlage eingeschätzt.

David J. KELLY, Geschäftsführer von Worthington Cylinders, unterstreicht im Interview die Bedeutung eines fairen und transparenten Prozesses beim Abbau von Mitarbeitern: „Unsere Mitarbeiter haben die Situation verstanden und alle im Unternehmen haben zusammengearbeitet um die Lage zu meistern.“ Dank einer kontinuierlichen Weiterführung des Investitionsprogramms hat das Unternehmen seine führende Stellung am Weltmarkt behauptet.

Auch DI Gerhard KLEIN, Vorstand der MAN Nutzfahrzeuge Österreich AG, betont die Wichtigkeit, in der Krise die Zukunft nicht aus den Augen zu verlieren: „Während sich viele Betriebe ausschließlich mit dem Überleben in der Krise beschäftigt haben, haben wir längst an Projekten gearbeitet, die neben dem Tagesgeschäft das Unternehmen nachhaltig verändern und damit die Zukunft sichern.“ Innovationsprojekte wurden auch unter den erschwerten Rahmenbedingungen weitergeführt.

„Wir sind schlagkräftiger geworden“, meint DI Andreas MÜLLER, Geschäftsführer der im Automobilzulieferbereich tätigen Georg Fischer GmbH & Co KG. Dazu beigetragen habe eine intensive Nutzung der Bildungskarenz durch die Mitarbeiter des Unternehmens und eine unverändert hohe Dotierung der F&E Aufwendungen: „Unsere Position im Wettbewerb hat sich sicherlich verbessert durch eine verstärkte Konzentration auf zukunftsweisende Bereiche wie Leichtbau und Strukturteile.“

Der Geschäftsführer von BRP-Powertrain, DI Gerd OHRNBERGER, sieht sein Unternehmen durch drei Schwerpunktsetzungen bereit für die Zeit nach der Krise -Bildung, Innovation und Premiumprodukte: „Die Zeit der besonders schwachen Nachfrage wurde für Investitionen in Bildungsmaßnahmen der Mitarbeiter genutzt, am Standort in Gunskirchen wird massiv in Forschung und Entwicklung investiert.“ Neue Produkte von BRP-Powertrain setzen neue Standards in den Bereichen der Sparsamkeit und der Minimierung von Emissionen.

Dkfm. Wolfgang PFARL, Präsident der Austropapier – Vereinigung der Österreichischen Papierindustrie, verweist im Interview darauf, dass vor allem auch in der Krise alle Maßnahmen ergriffen werden müssen, die eine höchstmögliche Effizienz in der Produktion gewährleisten. Der Rückgang der Investitionstätigkeit der Papierindustrie auf den tiefsten Wert seit zwanzig Jahren sei „Grund zur Sorge“, da sich „die Investitionstätigkeit auch durch einen Konjunkturaufschwung nicht wesentlich beschleunigen wird, wenn sich die Rahmenbedingungen nicht verbessern.“

„Vor dem Nichts gestanden“ seien viele Unternehmen der Automotiven Zulieferindustrie in Österreich Anfang 2009, berichtet DI Dietmar SCHÄFER, Geschäftsführer der iSi Automotive GmbH und Vorsitzender der ARGE Automotive Zulieferindustrie angesichts der damals eingetretenen Auftragseinbrüche um bis zu siebzig Prozent. Auch nach der Krise bleiben die Herausforderungen groß, wird doch „ mittel- und längerfristig eine Verlagerung der Wertschöpfung aus Europa in die Wachstumsmärkte stattfinden“.

Mag. Dr. Peter UNTERSPERGER, CEO von Lenzing und Obmann des Fachverbandes der Chemischen Industrie, befasst sich in seinem Beitrag schwerpunktmäßig mit dem volkswirtschaftlichen Umfeld. Und dieses sei – trotz aller Sorgen um die öffentlichen Haushalte – nicht so schlecht wie derzeit vielfach behauptet: „Nach dem Schock der Jahre 2008/09 stehen wir vor einem langen wirtschaftlichen Aufschwung, den wir uns nicht künstlich schlecht reden sollten.“

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