Kärntens Industrie-Leitbetriebe als Jobmaschinen

Laut einer aktuellen Studie des Industriewissenschaftlichen Instritutes (IWI) beschäftigen 10 internationale Leitbetriebe in Kärnten direkt 9.900 Mitarbeiter, österreichweit aber sogar 29.600 in Zuliefer- und Dienstleistungsbetrieben. Sie sind die wertvollsten Job-Maschinen am Standort. Finden ausreichender Fachkräfte, Energieversorgung und die Infrastruktur als größte Herausforderungen.

Überrascht zeigte sich IV-Kärnten-Präsident Otmar Petschnig von der gewaltigen Ausstrahlung heimischer Leitbetriebe *) in die regionale und nationale Wirtschaft. Diese zehn internationalen Unternehmenszentralen („LCUs“) in Kärnten sichern direkt 9.900 Arbeitsplätze, indirekt (als Zulieferer oder Dienstleister) aber sogar 29.600 Jobs in Österreich. Man könne also jeden direkt in diesen Leitbetrieben beschäftigten Mitarbeiter mit dem Faktor drei multiplizieren, wenn man auf die mit der Industrie verketteten Arbeitsplätze kommen wolle. Diese Zahl habe sich seit der letzten derartigen Studie deutlich erhöht, laut Petschnig ein klares Indiz dafür, dass die heimische Industrie immer stärker Leistungen auslagere und das Job-Wachstum im Dienstleistungssektor und im Zulieferbereich enorm von diesen Leitbetrieben unterstützt werde. Im Detail ergebe die Studie, dass vor allem die regionale Wirtschaft in Kärnten von dieser Ausstrahlung in den Dienstleistungsbereich profitiere und hier wiederum 80 Prozent Kleine und Mittlere Betriebe. Der insgesamt von den 10 Unternehmen und den von ihnen abhängigen Betrieben generierte Produktionswert beträgt übrigens 7,18 Mrd. Euro. Petschnig verschwieg aber auch nicht, dass sich die Leitbetriebe bessere Rahmenbedingungen am Standort wünschen. Und da liegt ihnen in erster Linie die Verfügbarkeit von hoch qualifizierten Arbeitskräften am Herzen. 80 Prozent sehen das als „sehr wichtig“ an. Aber schon gleichauf sind Sicherheit, Qualität und Kosten der Energieversorgung das große Thema. Auch die Infrastruktur und hier im Speziellen die Fluganbindungen am Flughafen Klagenfurt sind ein nicht zu unterschätzendes Problem. Er forderte deshalb erneut die Umsetzung der von der IV mit dem Land vereinbarten Maßnahmenkataloge des High-Tech-Dienstleistungsprogramms sowie des Standortabkommens ein.

Leibetriebe als Innovationsmaschinen

Jochen Ziegenfuß von der Wietersdorfer Gruppe, einem der an der Studie teilnehmenden Unternehmen, betonte die enorme Bedeutung der 10 Leitbetriebe für den Innovationsstandort. Die Studie zeige, dass diese allein 1.400 Mitarbeiter im Bereich Forschung & Entwicklung beschäftigen und hier 286 Mio. Euro (2006) investieren. Das bedeute gleichzeitig drei Viertel des Kärntner F&E Budgets und immerhin 4,45 Prozent des österreichischen. Beeindruckend auch die Ausgaben für interne und externe Weiterbildung der Unternehmen: 5,10 Mio. Euro pro Jahr, die in Kurse für Fremdsprachen, IT und EDV, Umweltschutz, Sicherheit und Gesundheit, Produktion und Technik investiert werden.

Internationale Kärntner Industrie

Christian Rainer von OMYA in Gummern, einem international tätigen Unternehmen mit Konzernzentrale in der Schweiz, das sich mit seinem Kärntner Standort an der Studie beteiligt hat, strich das enorme Exportvolumen (2,70 Mrd. Euro im Jahr 2006) der Kärntner Leitbetriebe im Ausland hervor. Aber auch die Auslands-Direkt-Investitionen der „Großen 10“ können sich mit einem Volumen von 493 Mio. Euro sehen lassen. Sie verstärken noch einmal die wichtige Knotenfunktion der Unternehmen in Kärnten, sichern langfristig Arbeitsplätze, liegen aber doch deutlich unter den Investitionen der Unternehmen in Österreich, die sogar 650 Mio. Euro betrugen. Bezogen auf die eigene Situation bei OMYA zeigte sich Rainer wenig überrascht, dass die Energieversorgung unter den für die Leitbetriebe wichtigsten Rahmenbedingungen einen so hohen Stellenwert habe. Nicht nur, dass die Energiekosten so massiv gestiegen seien, auch die Versorgungssicherheit lasse in Kärnten zu wünschen übrig, was aber bei elektrischer Energie vor allem auf das viel zu lange verzögerte Projekt des 380-kV-Übertragungsleitungsrings in Österreich und beim Gas auf die fehlenden Leitungskapazitäten zurückzuführen sei. Beides Probleme, die man von Kärnten aus bestenfalls mit beeinflussen könne.

Industriekonjunktur: Kärnten hält sich gut

Schließlich präsentierte IV-Kärnten-Präsident Petschnig noch kurz die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage (2. Quartal 2008), die im wesentlichen eine gewisse Stagnation auf hohem Niveau zeigen. Bei immer noch beachtlicher Auftragslage, beginne sich die Preissituation deutlich zu verschärfen, ein klares Indiz für verstärkten Wettbewerb und die von Wirtschaftsforschern prognostizierte Konjunkturabschwächung. Auch in der Beurteilung der Geschäftslage in 6 Monaten würden mehr Unternehmen eine Verschlechterung rückmelden als eine Verbesserung. Alles in allem halte sich die Kärntner Industrie aber – verglichen mit der gesamtösterreichischen – erstaunlich gut.

*) Das Industriewissenschaftliche Institut hat im Auftrag der Industriellenvereinigung österreichweit 103, in Kärnten 10 Unternehmen untersucht. Die 10 Kärntner Unternehmen sind: FunderMax GmbH, Hirsch Armbänder GmbH, Infineon Technologies Austria AG, KELAG, Mahle Filtersysteme Austria GmbH, OMYA GmbH, PAGO International Ges.m.b.H., SW Umweltttechnik Österreich GmbH, Treibacher Industrie AG, Wietersdorfer Gruppe

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