IV-Präsident Sorger: Studie belegt, Leitbetriebe sind und bleiben Kern des Industrielandes Österreich – voestalpine-CEO Eder: 106 Leitbetriebe sichern 424.000 Arbeitsplätze in Österreich und kooperieren mit 95.000 KMU – Betriebe sehen größten Handlungsbedarf bei Verfügbarkeit hochqualifizierter Arbeitskräfte
Wien (PdI) „Internationale Leitbetriebe sind und bleiben die Kernsubstanz der österreichischen Volkswirtschaft und wichtige Knotenpunkte der Innovations- und Wirtschaftsdynamik“, betont der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Dr. Veit Sorger. Die heute präsentierten Ergebnisse der neuen Studie „Internationale Leitbetriebe – Träger des Wiederaufschwungs“ des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) bestätigen die große Bedeutung dieser Unternehmensgruppe für Österreich – in guten als auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten. Durch Leitbetriebe werden laut der neuen Studie durchschnittlich 2- bis 3-mal mehr an Produktion, Wertschöpfung und Arbeitsplätzen in der heimischen Volkswirtschaft geschaffen und gesichert – und dies fast ausschließlich bei KMU – als direkt in den Leitbetrieben selbst entstehen.
„Unsere Leitbetriebe wurden von der Krise an vorderster Front getroffen. Sie blieben aber selbst am Höhepunkt der Krise die Kernsubstanz der Volkswirtschaft und sind nun Träger des Wiederaufschwunges. In der aktuellen Studie beurteilen die Leitbetriebe ihre wirtschaftliche Entwicklung für die nächsten Jahre wieder klar positiv“, stellt Sorger fest. Allerdings müssten die Standortfaktoren für Leitbetriebe – allen voran die Rahmenbedingungen des „Faktors Arbeit“ – verbessert werden, so der IV-Präsident. In der Verfügbarkeit von hochqualifizierten Arbeitskräften orten die 106 untersuchten Leitbetriebe aktuell den wichtigsten Standortfaktor, den es zu verbessern gilt.
„Die international tätigen Leitbetriebe waren die ersten, die die Wucht der Wirtschaftskrise zu spüren bekamen. 7 von 10 Leitbetrieben waren im Jahr 2009 mit Umsatzeinbrüchen konfrontiert – 4 von 10 Leitbetrieben hatten sogar Umsatzrückgänge von mehr als 20 Prozent binnen eines Jahres zu verkraften“, berichtet Dr. Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender der voestalpine AG und Vorsitzender der High Level Group Leitbetriebe.
Dennoch hätten die 106 untersuchten Leitbetriebe zum Höhepunkt der Krise immer noch 104 Mrd. Euro an gesamtwirtschaftlicher Produktion, 424.000 Arbeitsplätze in Österreich und in Summe 95.000 KMU abgesichert. „Jeder Leitbetrieb sichert damit Arbeitsplätze, Produktion und Wertschöpfung bei durchschnittlich 900 verbundenen KMU“, so Eder.
Die wirtschaftliche Entwicklung beurteilen die 106 untersuchten Leitbetriebe aktuell wieder klar positiv: 3 von 4 Leitbetrieben konnten bereits 2010 wieder Umsatzzuwächse verzeichnen, 54 Prozent gehen bereits wieder von steigenden Beschäftigungszahlen in den nächsten Jahren aus. „Leitbetriebe sind, wie die Studie zeigt, Innovationsknotenpunkte – knapp ein Viertel der Betriebe hat sogar in Krisenzeiten zusätzliche Beschäftigte in Forschung und Innovation eingestellt“, so Eder. Auch die voestalpine hat in der Krise die Ausgaben für Forschung & Entwicklung nicht gekürzt, sondern bei konstant 110 Mio. Euro gehalten. „Heuer werden die Ausgaben um 10 Prozent auf 120 Mio. Euro gesteigert. Das ist ein neuer Rekordwert“, so Eder. Die 106 Leitbetriebe haben selbst während der Krise rund 2 Mrd. Euro in Forschung & Entwicklung investiert – das sind mehr als ein Viertel aller F&E-Aufwendungen Österreichs – und dabei 12.400 hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.
Für Prof. Dr. Gerhard Riemer, Leiter des Bereiches Bildung, Forschung und Innovation der Industriellenvereinigung, ist klar: „Aufgrund der hohen Bedeutung von Leitbetrieben für Wachstum und Wohlstand in Österreich können wir es uns nicht leisten, auch nur eines dieser Unternehmen zu verlieren. Im Gegenteil: Wir müssen die Rahmenbedingen für Leitbetriebe verbessern, damit wir die bereits ansässigen Leitbetriebe nicht nur halten und zu neuem Engagement und neuen Investitionen in Österreich ermuntern, sondern auch versuchen, den einen oder anderen Leitbetrieb neu in Österreich anzusiedeln.“
„Drei Viertel der großen Industrieunternehmen berichten bereits von Problemen, qualifiziertes Personal in Zukunftsbereichen wie Forschung & Entwicklung, Technik, Produktion zu finden“, so IV-Präsident Sorger. Neben einer Verbesserung des Bildungssystems – insbesondere zur Entschärfung des Nachwuchsproblems in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) – sei daher die rasche Umsetzung konkreter Maßnahmen der FTI-Strategie der Bundesregierung für die Leitbetriebe von größter Bedeutung. „Darüber hinaus schlägt die Industrie einen verpflichtenden ‚Standort-Check‘ für alle standortpolitisch relevanten Vorhaben vor“, sagt Sorger. Die Politik sollte schon im Planungsstadium mögliche Auswirkungen geplanter Maßnahmen auf Unternehmen – insbesondere Leitbetriebe – überprüfen, um so die besten Entscheidungen für den Standort treffen zu können.
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