Nichts geht ohne Leitbetriebe!

Die IV Burgenland hat bereits zum dritten Mal beim Industriewissenschaftlichen Institut Wien (IWI) eine Studie in Auftrag gegeben, um zu erfahren, wie stark die burgenländischen Leitbetriebe in der Region, österreichweit und international verflochten sind, wie sie von der Krise betroffen waren und wie sie ihre zukünftige wirtschaftliche Entwicklung beurteilen.

Internationale und nationale Leitbetriebe gehören zur Kernsubstanz der heimischen Volkswirtschaft. Sie tragen maßgeblich zu Wertschöpfung, Investitionen, Steuerleistung und damit zur Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen bei. Wohlstand und Wachstum in Österreich sind besonders stark mit den Aktivitäten und dem Engagement dieser Unternehmen verknüpft. LCU (Leading Competence Units) bewirken durch ihre Zusammenarbeit mit Zulieferbetrieben (KMU) Multiplikatoreffekte über die Landesgrenzen hinaus.

„Ohne Leitbetriebe geht einfach nichts“, erklärt IV Burgenland Präsident Dr. Werner Frantsits die Bedeutung der wichtigen Industriebetriebe. „Sie sind der Motor der Wirtschaft und strahlen enorm in die regionale Entwicklung aus.“ Als Voraussetzung für den Bestand der LCU nennt Frantsits fünf Punkte:
1. Passende Infrastruktur
2. ausreichende und leistbare Energieversorgung
3. ausreichendes Kapital -„Wird Kapital vom Staat in Form von Steuern ständig abgezogen, fehlt dieses in der Realwirtschaft!“
4. Verfügbare und qualifizierte Arbeitskräfte
5. Forschungs- und Entwicklungsförderung

Weiters warnt Frantsits davor zu glauben, „dass LCU immobil sind! Überhaupt in Bezug auf die Gruppenbesteuerung, die nur eine Verschiebung der Steuerzahlung ist, bis die Auslandstochter Gewinne macht.“

Die Ergebnisse der Studie

Ein burgenländischer Industriearbeitsplatz schafft 2,38 Arbeitsplätze! „Die insgesamt sieben befragten Burgenländischen LCU waren von der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise stark betroffen, haben diese dennoch gut gemeistert und blicken nun optimistisch in die Zukunft“, bringt Studienautor Dr. Herwig Schneider Rückblick und Vorschau auf den Punkt.

LCU fungieren als Auftraggeber und Kooperationspartner für rund 1110 inländische und ausländische KMU. Ein internationaler Leitbetrieb aus dem Burgenland sichert somit zusätzliche Arbeitsplätze, Produktion und Wertschöpfung bei durchschnittlich 160 (inländischen und ausländischen) KMU.

Eine von einer Burgenländischen LCU ausgehende Produktion in der Höhe von 1.000 Euro bewirkt in der österreichischen Volkswirtschaft in Summe einen Produktionswert von 1.880 Euro. Analog hierzu generiert eine Wertschöpfung im Ausmaß von 1.000 Euro, bedingt durch die sieben Burgenländischen LCU, in Österreichs Wirtschaft aufgrund von Wirtschaftsverflechtungen eine Wertschöpfung von insgesamt 2.170 Euro.

Ein Beschäftigungsverhältnis im Sample der internationalen Leitbetriebe schafft in Österreich insgesamt 2,38 Arbeitsplätze, was 2,28 Vollzeitäquivalenten entspricht.

119 Millionen Euro an Löhnen, 39 Millionen Euro an Steuern und 38 Millionen Euro an Sozialversicherung wurden gezahlt!

Die 7 Burgenländischen LCU generieren im Jahr 2009 in Österreichs Wirtschaft direkt, indirekt und induziert eine Produktion im Umfang von bis zu 657 Millionen Euro (0,13% Anteil an der österreichischen Gesamtwirtschaft 2009), eine Wertschöpfung von bis zu 264 Millionen Euro (0,11%) sowie rund 4.200 Arbeitsplätze (0,10%) bzw. rd. 3.700 Vollzeitäquivalente (0,10%) bei akkumulierten Arbeitnehmerentgelten in der Höhe von bis zu 119 Millionen Euro (0,09%).

Auf regionalwirtschaftlicher Ebene ergeben sich bis zu 356 Millionen Euro an Produktion, eine Wertschöpfung in der Höhe von bis zu 124 Millionen Euro. (2,19% der gesamten burgenländischen Wertschöpfung 2009; 0,05% der gesamten heimischen Wirtschaft) und rd. 1.800 Arbeitsplätze (1,56% im Burgenland) bzw. rd. 1.700 Vollzeitäquivalente.

Die gesamtwirtschaftlichen Investitionseffekte dieser sieben internationalen Leitbetriebe aus dem Burgenland liegen bei bis zu 57 Millionen Euro (0,10% der gesamten österreichischen Bruttoanlageinvestitionen 2009).

Für unternehmensinterne und -externe F&E geben die LCU 2009 insgesamt 12 Millionen Euro aus. Bei einer Exportquote von 58%, exportieren die internationalen Leitbetriebe aus dem Burgenland pro Jahr durchschnittlich 222 Millionen Euro an Waren.

Gesamtwirtschaftlich werden durch die Aktivitäten der sieben Burgenländischen LCU Steuern von bis zu 39 Millionen Euro und 38 Millionen Euro an Sozialbeiträgen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer bezahlt.

Aufschwung nach der Krise

Als Resultat der Wirtschaftskrise erfuhren 57% der Burgenländischen LCU fallende Umsatzzahlen. Für 2015 gaben alle befragten LCU an, dass sie mit höheren Umsatzzahlen rechnen. Analog zum Umsatz sank auch das Beschäftigungsniveau bedingt durch die Krise. 71% der befragten Unternehmen gehen von einer Steigerung Beschäftigungszahl für das Wirtschaftsjahr 2011 aus, während die restlichen 29 Prozent zumindest mit einem konstanten Beschäftigungsniveau rechnen. Forschung und Entwicklung blieb auch in Krisenzeiten im Fokus der Burgenländischen Leitbetriebe. So hielt die Mehrzahl der befragten Unternehmen ihre Ausgaben in diesem Bereich konstant (43%) oder erhöhten sie sogar (29%). Für die Folgejahre prognostiziert die Mehrheit der LCU eine Zunahme der Ausgaben für F&E-Tätigkeiten. Gleich verhält es sich hinsichtlich der F&E-Beschäftigten.

Was bewegt die Burgenländischen LCU und was bindet sie an Standorte?

Im Gegensatz zum gesamtösterreichischen Durchschnitt gehen die Burgenländischen LCU zu 85% (71% völlige Zustimmung und 14% Zustimmung) stärker mit der Aussage konform, dass der breiter gefasste Begriff „FTI“ einen höheren Stellenwert in der österreichischen Volkswirtschaft einnimmt als die engere F&E-Abgrenzung (Platz: 1, Ö-Ranking: Platz 9).

Forschung, Technologie, Innovation und eine Strategie

Als besonders wichtig empfinden die befragten LCU darüber hinaus auch die Unterstützung durch die öffentliche Hand im Bereich FTI (100% völlige Zustimmung und Zustimmung), sowie die indirekte steuerliche F&E-Förderung (100%) und die Entwicklung einer FTI – Strategie des Bundes (86%). „Für alle Befragten hätte eine verfehlte FTI-Strategie Österreichs, ohne international sichtbares Zeichen des Engagement Österreichs im FTI – Bereich, negative Auswirkungen auf den FTI-Standort Österreich“, fordert Schneider den ganzen Rückhalt der Politik. 86 Prozent sehen neue institutionelle Arrangements bzgl. Kreditvergabe/ Finanzmärkten mit negativen Auswirkungen für die Leitbetriebe in Österreich behaftet.

Qualifizierte Mitarbeiter, ausreichende und leistbare Energieversorgung

Der Qualifikationsgrad der Arbeitskräfte, sowie die Arbeitszeitflexibilität und das Ausmaß der Arbeitszusatzkosten stellen die drei Hauptstandortfaktoren für die Burgenländischen LCU dar. Jeweils alle befragten Unternehmen schätzen diese Faktoren als wichtig bzw. sehr wichtig ein. Davon abgesehen werden die Kosten und Sicherheit der Energieversorgung sowie indirekte F&E-Förderungen von jeweils 86% der Befragten als sehr wichtig oder wichtig eingeschätzt.

Die sieben ausgewählten LCU Burgenland´s
• Becom Electronics GmbH
• Felix Austria Gesellschaft m.b.H.
• Hella Fahrzeugteile Austria GmbH
• Isosport Verbundbauteile GmbH
• Lenzing Fibers GmbH
• Neudoerfler Office Systems GmbH
• Sanochemia Pharmazeutika AG

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