Smart Grids benötigen zentrale Umsetzungs-Instanz

Elektro- und Elektronikindustrie und E-Wirtschaft erwarten Wachstumsraten über zehn Prozent jährlich Zehn-Punkte-Programm soll intelligenten Netzen guten Start verschaffen.

Ein wirtschaftliches Wachstumspotenzial für Smart Grids von zehn bis 15 Prozent pro Jahr erwarten Österreichs Elektro- und Elektronikindustrie und E-Wirtschaft im Bereich der Smart Grids. Damit die smarten Netze rasch verwirklicht werden können, forderten die Spitzen der beiden Wirtschaftssektoren die Installierung einer zentralen Instanz zu ihrer Umsetzung mit einem klaren Auftrag durch die Politik.

„Wir benötigen einen ‚Mister Smart Grids’, bei dem die Verantwortung gebündelt wird“, erklärten Brigitte Ederer, Präsidentin des FEEI – Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie und Wolfgang Anzengruber, Präsident von Oesterreichs Energie, der Interessenvertretung der E-Wirtschaft in einer gemeinsamen Pressekonferenz. FEEI und Oesterreichs Energie präsentierten in diesem Rahmen ein Zehn-Punkte-Programm für einen beschleunigten Aufbau der intelligenten Netze. Smart Grids sind laut ihren Worten eine notwendige Basistechnologie, sowohl für die Zukunft der Energieversorgung als auch für die Erhaltung des Wirtschaftsstandorts Österreich. Das Spektrum reicht von der Integration von dezentralen Energiequellen bis zur Realisierung von Zukunftsanwendungen.

Österreichs Industrie und E-Wirtschaft bei Smart Grids aktiv

Das Zukunftspotenzial von Smart Grids-Technologien ist enorm und wird bereits aktiv genützt. Das ergab eine Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts, die im Auftrag der beiden Branchenvertretungen im Jänner und Februar 2011 bei insgesamt 38 Technologieunternehmen und F&E-Einrichtungen sowie 19 Elektrizitätsunternehmen durchgeführt wurde. „Gemeinsam bewirken die heimischen Technologieunternehmen und die E-Wirtschaft derzeit einen Produktionswert von bis zu 20,50 Mrd. Euro. Im Bereich der Smart Grids beträgt der Produktionswert bereits bis zu 1,22 Mrd. Euro“, erklärte Ederer, „die Wertschöpfung im Bereich Smart Grids bis zu 555 Mio. Euro“. Schon jetzt werden damit bis zu 3.300 Arbeitsverhältnisse gesichert. Mit jährlichen Wachstumsraten von zehn bis 15 Prozent wird in den kommenden Jahren gerechnet, „falls die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen passen“, so Anzengruber.

Smart Grids schaffen Wertschöpfung und Arbeitsplätze

Smart Grids-Technologien und -Konzepte werden für den Einsatz in intelligenten Stromnetzen in Zukunft national und international stark an wirtschaftlicher Bedeutung gewinnen. Nach internationalen Schätzungen soll das weltweite Marktvolumen der „enabling industries“ (z.B. Leistungselektronik, Kommunikationstechnik, elektronische Komponenten, Software) bereits im Jahr 2014 bis zu 150 Mrd. US Dollar betragen. 89 Prozent des globalen Smart Grid Marktes entfällt auf die Anbieter von Anwendungen, Systemen, Komponenten und Dienstleistungen. Die europäische Technologieplattform Smart Grids geht davon aus, dass bis zum Jahr 2030 Investitionen in der Höhe von € 390 Mrd. in Europa notwendig werden. Smart Grids zählen für die heimische Elektro- und Elektronikindustrie zu den wachstumsstärksten Sektoren. So gibt es bereits jetzt international führende Anbieter, bei Technologien für „Intelligente Verteilnetze“, die für die Integration von dezentralen Energiequellen entscheidend sind. Ederer: „Bei rechtzeitiger Entwicklung, Umsetzung und Erprobung von Smart Grids-Technologien in Österreich können sich die heimischen Hersteller der „enabling technologies“ am stark wachsenden weltweiten Smart Grids Markt positionieren und damit neue hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen.“

Smarte Technologien stärken Exportkraft

94 Prozent der befragten Technologieunternehmen rechnen mit der Ankurbelung von Investitionen, 89 Prozent mit der Steigerung des Anteils alternativer Energie und 83 Prozent mit der Ankurbelung von Forschung und Entwicklung. Als wichtigste Zukunftsbereiche sehen die Technologieunternehmen die Einbindung dezentraler Stromerzeugungsanlagen, Demand Side Management, Building to Grid und Vehicle to Grid. Während sich die Smart Grids Aktivitäten der Unternehmen derzeit noch sehr stark auf den österreichischen Markt fokussieren (67 Prozent), ist in der Zukunft von einer stärkeren Internationalisierung auszugehen, die einen Anstieg der Exportquote von aktuell 50 Prozent auf 72 Prozent bereits 2015 nach sich ziehen könnte. Anzengruber: „Die Bedeutung des Heimmarktes wird aber auch 2015 mit 61 Prozent der Aktivitäten hoch sein.“

E-Wirtschaft setzt auf Smart Grids als wichtigste Zukunftstechnologie

Oesterreichs Energie, die Interessenvertretung der E-Wirtschaft sieht Smart Grids als wichtige Zukunftstechnologie. Anzengruber: „Die intelligenten Stromnetze sind notwendig für die Integration dezentraler Stromerzeugungsanlagen und werden in Zukunft eine bessere Ausnutzung verfügbarer Energie ermöglichen. Sie sind aber auch die Voraussetzung für den Aufbau der Elektromobilität und anderer Effizienzturbos.“

Österreichs E-Wirtschaft zählt zu den Vorreitern beim Thema Smart Grids. 70 Prozent der Unternehmen führen aktuell Innovationsprojekte im Bereich Smart Grids durch. Finanziert werden die Innovationsprojekte von der Hälfte der Befragten zu wesentlichen Teilen aus eigenen Mitteln, dazu kommen nationale und EU-weite Förderprogramme sowie Förderungen der Bundesländer. Beeinträchtigt wird dieses positive Bild vor allem durch schwierige rechtliche Rahmenbedingungen: Anzengruber: „Die derzeitigen Rechtsgrundlagen passen nicht, es fehlt häufig die Investitionssicherheit und Innovationsvorhaben werden erschwert.“ Auch die E-Control sei beim Thema Smart Grids zu wenig aktiv.

Nationale Technologieplattform Smart Grids

Seit 2008 sind der FEEI und Österreichs Energie gemeinsam mit dem Austrian Institute of Technology Träger der Nationalen Technologieplattform Smart Grids Austria. Diese ist ein Zusammenschluss von aktiven Stakeholdern im Bereich der elektrischen Energieversorgung und verfolgt das Ziel, gemeinsame Kräfte für intelligentere Stromnetze zu bündeln, um einen energie- und kosteneffizienten Systembetrieb zu unterstützen. 2010 hat die Plattform die Roadmap „Der Weg in die Zukunft der elektrischen Stromnetze!“ veröffentlicht. Sie zeigt die notwendigen Schritte an technologischen Innovationen auf, um die Vision einer auch in der Zukunft sicheren und nachhaltigen elektrischen Energieversorgung in Österreich zu verwirklichen

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