Teilzeitarbeit forcieren: AMS, WKÖ und IV präsentierten neue IWI-Studie

Teilzeitarbeit gewinnt immer mehr an Bedeutung und sollte daher den Interessen von Arbeitgeber/innen und Arbeitnehmer/innen entgegenkommen. Aus diesem Grund wurde von Arbeitsmarktservice (AMS) und Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) sowie der Industriellenvereinigung (IV) eine Studie in Auftrag gegeben, die dokumentieren sollte, auf welche Weise sich Unternehmensinteressen und individuelle Bedürfnisse der Mitarbeiter/innen vereinen lassen. Die Studie wurde vom Industriewissenschaftlichen Institut (IWI) durchgeführt und heute von Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservice Österreich, Reinhold Mitterlehner, stellvertretender Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich, und Wolfgang Tritremmel, Leiter der Abteilung Arbeit und Sozialpolitik der Industriellenvereinigung, in Wien präsentiert.

Beinahe fast jede/r Vierte der insgesamt 4.016.000 Erwerbstätigen in Österreich – das sind 934.800 Personen – arbeitete im ersten Quartal 2008 Teilzeit. Damit ist die Teilzeitquote, also der Anteil der Teilzeiterwerbstätigen an allen Erwerbstätigen, in den letzten Jahren angestiegen. Waren im Jahr 2004 noch 19,7 Prozent der Erwerbstätigen teilzeitbeschäftigt, so stieg dieser Anteil 2007 auf 22,6 Prozent und erreichte im ersten Quartal 2008 23,3 Prozent. Teilzeitarbeit ist dabei nach wie vor weiblich. Derzeit gehen 41,2 Prozent (759.800) der erwerbstätigen Frauen und 8,1 Prozent der Männer (174.900) einer Teilzeitbeschäftigung nach. 81 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten sind Frauen.

„Die Nachfrage nach Teilzeitarbeit ist nach wie vor im Steigen. Beim Arbeitsmarktservice gab es im Vorjahr pro Monat rund 30.000 Arbeitsuchende (August 08: 31.100) mit dem Wunsch nach Teilzeitarbeit, aber nur 4.300 (August 08: 5.100) freie Teilzeitstellen“, erklärte Kopf.

Flexibilität und individuelle Vereinbarungen sind „Schlüssel“ zum Erfolg

Die Einstellung zur qualifizierten Teilzeitarbeit in vielen Betrieben hat sich geändert. „Flexibilität ist eines der zentralen Merkmale, wenn es um die Gestaltung von Teilzeitarbeitsplätzen geht. Flexibilität und individuelle Vereinbarungen zwischen Arbeitgeber/innen und Arbeitnehmer/innen sind „der Schlüssel“ zum Erfolg für eine erfolgreiche Teilzeitarbeitskultur“, betonte Mitterlehner. Teilzeitarbeitsplätze entstehen überwiegend im Unternehmen. Die Initiative geht zumeist von den Mitarbeiter/innen aus. Dies bedeutet, dass ehemals vollzeitbeschäftigte Mitarbeiter/innen auf deren Wunsch entweder temporär oder dauerhaft in ein Teilzeitarbeitsverhältnis wechseln. Der externe Arbeitsmarkt (AMS) wird folglich in zu einem geringen Maße in Anspruch genommen.

„Es gibt genügend Potenziale bei der qualifizierten Teilzeitarbeit, die erschlossen werden müssen. Österreich ist auf Platz sechs in Europa und soll auf Platz drei aufschließen“, führte Mitterlehner aus. Den höchsten Anteil an Teilzeitbeschäftigten weisen die Niederlande mit rund 47 Prozent auf. Deutlich dahinter liegen Deutschland (26 %), das Vereinigte Königreich (25,5 %), Schweden (25 %) und Dänemark (24,1 %).

Potenziale für qualifizierte Teilzeitarbeit in Österreich

„Es gibt einige Gründe dafür, dass sich Teilzeitarbeit und vor allem qualifizierte Teilzeitarbeit so rasch verbreitet. Einerseits ist es die Kommunikationstechnik, die für Betriebe wichtige Schnittstellen lösen hilft, andererseits ist es nicht selten eine Bedarfsänderung bei der Kapazitätsplanung. Dazu kommt, dass Betriebe bei einer zunehmenden Zahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf den Wunsch nach Reduktion der Arbeitszeit stoßen“, erläuterte Tritremmel.

Ein Gebot der Stunde bleibt nach wie vor die Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Die Gründe für Teilzeitarbeit sind nach wie vor vielfältig und reichen von der Kinderbetreuung, der Weiterbildung bis hin zu gesellschaftlichem Engagement wie karitative Tätigkeit.

Qualifizierte Teilzeitarbeit ist kein prekäres Arbeitsverhältnis. Der Anteil von Arbeitskräften, die lieber in Teilzeit arbeiten, ist um ein Vielfaches größer, als das Angebot an Teilzeitplätzen. Arbeitnehmer und Arbeitgeber profitieren wechselseitig von qualitativ hochwertiger und effizienter Teilzeitarbeit.

Immer mehr Betriebe zeigen bereits längst die Bereitschaft zu flexiblen Arbeitszeitmodellen. Diese sichern sich damit die besten Köpfe.

Die Studie „Potentiale für qualifizierte Teilzeit in Österreich“ wurde im Herbst 2007/08 vom Industriewissenschaftlichen Institut durchgeführt. Befragt wurden die 18 Unternehmer mittels persönlichem Interview und 96 Teilzeitkräfte mittels Online-Fragebogen mit größtenteils standardisierten Fragen. Die Studie ist im AMS-Forschungsnetztwerk im Internet unter www.ams-forschungsnetzwerk.at abrufbar.

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