Unternehmensfinanzierung im Schatten der Subprime-Krise

Die Immobilien- bzw. Subprime-Krise trägt ihren Namen längst zu Unrecht: Sie hat in den Monaten seit ihrem Ausbruch ihren vorerst engen Bereich längst verlassen und den Anstoß zu einer Neubewertung von finanziellen Risiken in allen Bereichen gegeben.
Und sie hat Unsicherheit in den Markt gebracht.Dies ist an der Unternehmensfinanzierung nicht spurlos vorübergegangen: Die Märkte für Risikokapital zeigen sich zurückhaltend. Wenn auch die düsteren Prognosen des Austrocknens der Risikokapitalmärkte aus heutiger Sicht bereits überholt erscheinen, ist doch die Aufnahme von Venture Capital, Private Equity oder der Gang an die Börse mit mehr Schwierigkeiten behaftet als noch vor einem Jahr. Gleichzeitig führt die strengere Risikobeurteilung der Unternehmen, aber auch die Notwendigkeit der Banken ihre geschmolzenen Eigenmittel wieder aufzufüllen, zu einer Verteuerung der Kredite. Das Industrieforum versucht aus dem Blickwinkel von Unternehmen, Banken, Börse, Risikokapitalgeber und weiterer Marktbeobachter die Folgen der Immobilien- bzw. Subprime-Krise auf die Unternehmensfinanzierung zu analysieren.

Ihren Börsegang aufgrund der unerfreulichen Rahmenbedingungen absagen musste die Frequentis AG. Deren Finanzvorstand, Sylvia Bardach, weist in ihrem Beitrag darauf hin, dass das Unternehmen zwar exzellent aufgestellt sei den Wachstumskurs auch ohne IPO fortzusetzen, bei entsprechend verbesserten Rahmenbedingungen das Unternehmen aber jederzeit für den Gang an die Börse startklar sei.

Auch Dr. Michael Buhl, Mitglied des Vorstand der Wiener Börse AG, rechnet damit, dass jetzt verschobene Börsegänge zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Die Wiener Börse erfülle eine zunehmend wichtige Rolle bei der Finanzierung österreichischer Unternehmen, für ein wachstumsorientiertes Unternehmen am Standort Österreich führe kein sinnvoller Weg an der Wiener Börse vorbei.

Der Gründer und geschäftsführender Teilhaber der Finance Trainer International Ges.m.b.H, Dr. Hannes Enthofer, analysiert die Entwicklung der von Banken am Geldmarkt zu zahlenden Liquiditätsprämie und der Credit Spreads: Der starke Anstieg beider Größe weise darauf hin, dass die Finanzierungskosten der Unternehmen in den nächsten Monaten noch kräftig anziehen können – falls dies nicht schon der Fall war.

Dr. Hans-Georg Kantner, Bereichsleiter Insolvenz beim KSV, sieht durch die Subprime-Krise eine Verunsicherung des Marktes, die noch nicht bereinigt sei und die zu einem Anstieg der Kreditzinsen führen könne. Gleichzeitig sei die Krise eine Chance auf eine Rückbesinnung auf stabile Bankbeziehungen, in denen die Primäreinlagen der Kunden an Finanzierungen suchende Unternehmen verliehen werden.

Die Auswirkungen der Subprime-Krise auf Venture Capital und Private Equity seien nicht so dramatisch wie befürchtet, unterstreicht Dr. Jürgen Marchart, Geschäftsführer der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO). Das Fundraising für neu aufgesetzte Fonds könne sich aber aufgrund der erhöhten Vorsicht der Investoren etwas beschwerlicher gestalten.

Volksbanken- und Investkredit-Vorstandsmitglied Mag. Wolfgang Perdich rechnet damit, dass durch die Folgen der Immobilienkrise auch die Finanzierung von Unternehmen erschwert wird. Banken würden verstärkt versuchen sich von den Kunden zu trennen, die die relativ schlechteste Bonität aufwiesen und die Verknappung der Kreditressourcen würde zur Verteuerung der Kredite führen.

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