Verflechtung von Groß- und Kleinbetrieben

Die Kooperation industrieller Leitbetriebe mit den kleineren und mittleren Unternehmen einer Region ist in der Steiermark stark ausgeprägt und befruchtet die Wirtschaft insgesamt.
Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Industriewissenschaftliche Institut im Auftrag der Industriellenvereinigung und des Wirtschaftsbundes Steiermark durchgeführt hat.

„Die wirtschaftliche Leistungskraft der Steiermark entsteht insbesondere aus dem Zusammenwirken großer Leitunternehmen mit einem starken Umfeld aus mittleren, kleinen und Kleinstunternehmen“, bringt Wirtschaftsbundobmann Landesrat Christian Buchmann die Studienergebnisse auf den Punkt.

„Die Steiermark ist ein Land der gelebten Partnerschaft und inneren Verflechtung großer und kleiner Unternehmen“, betont IV-Präsident Jochen Pildner-Steinburg. Jeder Versuch zwischen den Unternehmensgruppen „in Wirklichkeit nicht bestehende Gegensätze zu konstruieren“ würde daher enormen wirtschaftlichen Schaden anrichten.

Zwei vom IWI errechnete Kernzahlen zeigen die positive Wechselwirkung sehr deutlich: Jeder Euro Wertschöpfung in einem großen Industrieunternehmen löst regional zusätzlich 1,21 Euro Wertschöpfung in anderen Unternehmen aus, jeder Industriearbeitsplatz schafft bis zu 1,73 weitere Arbeitsplätze, weitestgehend sind es Vollzeitarbeitsplätze. Mit diesen Zahlen liegt die Steiermark über dem Österreichschnitt.

Impulse der Industrieunternehmen wirken sich laut Studie weniger auf andere Produktionsbetriebe sondern vor allem auf Handel, Dienstleistungen, Realitätenwesen und Tourismus aus. Branchen, die traditionell KMU dominiert sind.

„Business-Reisende und Mitarbeiter beleben im hohen Ausmaß die Tourismus- und Gastronomiebranche“, erläutert Studienautor Herwig W. Schneider, weshalb dieser Tourismus-Sektor in der Steiermark Werbung stärker und prägnanter angesprochen werden sollte.

Die Verflechtung dürfe man sich auch nicht als Bild von wenigen industriellen Fix-sternen vorstellen, um die die kleinen Unternehmen als Monde kreisen: KMU beliefern bis zu sieben unterschiedliche Großunternehmen und arbeiten dabei ihrerseits wieder in Netzwerken. Insgesamt hat jedes vierte Klein- und Mittelunternehmen ein Großunternehmen als direkten Partner, unter Herausnahme der EPU fast jedes dritte.

„In der Steiermark verstehen es die großen Unternehmen noch besser als in anderen Bundesländern die KMU als Partner zu integrieren, zum Teil auch als Art Flugzeugträger in internationale Märkte mitzunehmen und damit für eine solide Basis der steirischen Wirtschaft zu sorgen“, so Pildner-Steinburg.

Die Zusammenarbeit mit großen Industrieunternehmen wird von der großen Mehrheit der KMU als wesentlich für den eigenen Unternehmenserfolg betrachtet. 91 Prozent der kooperierenden KMU geben an, dass durch die Zusammenarbeit Umsätze und Gewinne gesteigert werden, drei Viertel sind davon überzeugt, dass ihre Betriebe insgesamt konkurrenzfähiger werden. Jeweils mehr als die Hälfte sehen im Zugang zu Großprojekten und internationalen Aufträgen einen wesentlichen Vorteil.

“Die Verflechtung Groß-Klein ist im Kern ein Ertüchtigungsprogramm, das zu einer besseren Wettbewerbsfähigkeit, zu besseren Qualifikationen und damit zu Wachstum und mehr Beschäftigung führt“, streicht Buchmann heraus.

Als weiteren wesentlichen Faktor sieht die IWI-Studie die indirekten Wirkungen, die von größeren Leitbetrieben regional ausgehen: So geben 45 Prozent aller Kleinbetriebe, die nicht direkt mit Großunternehmen zusammenarbeiten, an, dass Mitarbeiter der Großunternehmen wichtige Kunden sind, weitere 25 Prozent haben Firmenkunden, die ihrerseits mit Großunternehmen kooperieren. Eine Abwanderung der Großunternehmen würde also massiv den gesamten Wirtschaftssektor treffen.

Aufgrund der Bedeutung der Ergebnisse werden seitens Land und Interessenvertretung weitere Maßnahmen gesetzt, u.a. wird die Industrie mit dem Wirtschaftsressort in Veranstaltungen in allen sechs steirischen NUTS III Regionen versuchen, den aktiven Austausch zwischen Groß- und Kleinunternehmen zu intensivieren und neue Kontaktmöglichkeiten zu schaffen. Die erste Veranstaltung in diesem Rahmen findet am 21. April 2008, in Liezen statt.

< Zurück